Sergio Ramírez
Als gewählter Vizepräsident der sandinistischen Regierung zwischen 1984 bis 1990 erlebte und gestaltete der nicaraguanische Politiker und Schriftsteller Sergio Ramírez die Ereignisse in seinem Land entscheidend mit.
Auf diese Zeit der sandinistischen Revolution blickt er in Adiós, Muchahcos! (2001) zurück. Es geht ihm, der mittlerweile eine eigene Partei gegründet hat, aber nicht um eine Abrechnung: Mit einem Buch, das in ganz Lateinamerika für Aufsehen sorgte, versuchte er, neue Perspektiven für ein demokratisches Nicaragua zu entwickeln. Ramírez ist seit den sechziger Jahren literarisch und politisch aktiv. Ende der Siebziger baute er die ‚Gruppe 12‘ auf, die ein Zusammenschluss von Intellektuellen, der die militärischen Aktionen des ‚Frente Sandinista‘ diplomatisch flankierte. Sein besonderes Interesse gilt dem Phänomen der Diktatur und den gesellschaftlichen Strukturen, die sie ermöglichen. 2004 erschien sein Erzählband Vergeben und Vergessen und zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit Thomas Brovot Strafe Gottes: Mehr als ein Kriminalroman (2012).
„Wie vielleicht nirgendwo sonst auf dem Planeten haben wir Schriftsteller in Lateinamerika uns als Propheten unserer Zeit gesehen. Das mag arrogant erscheinen. Doch mindestens eine Rolle haben wir, die unausweichlich ist: Wir sind Zeugen, und als solche sind wir auch Chronisten. Die Zeitgeschichte liegt seit je im Wesen unseres Schreibens, und nie war es möglich, private Geschichten abseits von der großen Bühne der Zeitgeschichte zu erzählen.“
Sergio Ramírez 2006