Copyright © Sebastián Utreras Archives Paula Magazine (Chile)

Santiago, Chile

46.

Samuel Fischer Gastprofessorin
2022

Lina Meruane

In diesem Sommersemester ist mit Lina Meruane eine der profiliertesten Stimmen der chilenischen Gegenwartsliteratur zu Gast.
1970 in Santiago de Chile geboren, lebt Meruane seit 2000 in New York, wo sie an der gleichnamigen Universität Lateinamerikanische Literatur studierte, promovierte und aktuell als Professorin Literatur im Rahmen des Liberal Studies Program lehrt. Zugleich ist sie Gründerin und Direktorin des unabhängigen New Yorker Verlags Brutas Editoras.

In ihrem schriftstellerischen Debüt „Las Infantas“ (1998), sind bereits Themen angelegt, die sich leitmotivisch durch ihr Werk ziehen. Ihre Figuren können sich ihrer physischen und mentalen Integrität nie sicher sein und werden permanent auf die Probe gestellt.
Lina Meruanes Werk umfasst inzwischen einen Erzählband, fünf Romane, ein Theaterstück sowie mehrere akademische Essaybände. 2011 wurde sie mit dem Anna Seghers-Preis ausgezeichnet.
Für ihren ersten ins Deutsche übersetzten Roman „Sangre en el ojo“ aus dem Jahr 2012 („Rot vor Augen“, Arche Literatur Verlag 2018) erhielt Meruane den Sor Juana Inés de la Cruz Prize. Die Hauptfigur dieses autobiographisch inspirierten Romans – eine junge Frau namens Lina, die als Autorin in New York lebt – erleidet einen Blutsturz im Auge. In der Folge wächst in ihr die Überzeugung, dass sie vollständig erblinden wird. Mit dem zunehmenden Verlust der Sehfähigkeit geht die Suche nach der eigenen Identität einher, sowohl körperlich als auch kulturell.
Ihr jüngster Essayband „Volverse Palestina“ (2016) erschien im März 2020 in deutscher Sprache unter dem Titel „Heimkehr ins Unbekannte. Unterwegs nach Palästina“ (Berenberg). Darin beschäftigt sich Meruane mit der Suche nach ihren palästinensischen Wurzeln und dem Nahostkonflikt.
Und in ihrem zuletzt erschienenen Roman „Sistema nervioso“ geht es um eine Familiengeschichte, die anhand der klinischen Biographien ihrer Mitglieder erzählt wird.

„Sie warf sich mir an den Hals, meine Mutter. Eine Meduse, eine Qualle, ein Geißeltierchen, ein Organismus mit gallertartigem Körper und Tentakeln, die Nesselfieber auslösen. Sie war nicht abzuschütteln.”

Lina Meruane, Rot vor Augen

Seminar „The face: an approach from many angles“

Was macht ein Gesicht aus und welche Bedeutung hat es heute? Diese Frage wird im Seminar aus unterschiedlichen Perspektiven interdisziplinär untersucht: Die historische Entstehung des Gesichts als Ort von politischer und kultureller Bedeutung seit der Antike; die anthropologischen und philosophischen Ansätze zum Gesicht als Marker der persönlichen und ethnischen Identität; die symbolischen Bedeutungen des Gesichts in der Literatur und der bildenden Kunst. Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Entwicklungen, die bis hin zur aktuellen Nutzbarmachung von digitalen Gesichtsarchiven zu Überwachungszwecken reicht, wird die zentrale Bedeutung des Gesichts in verschiedenen Forschungsfeldern herausgestellt.

Das Seminar findet ab dem 21. April immer montags von 16:00 bis 18:00 Uhr in englischer Sprache am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft statt.

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