Mark Haber
Mit »Lesser Ruins« veröffentlichte Mark Haber im Oktober 2024 seinen dritten Roman. In Berlin sprach er bei seiner Antrittsvorlesung an der Freien Universität am 14. November über die Magie und die Wichtigkeit von Büchereien und Bibliotheken und am 2. Dezember mit Ilona Hartmann über »Lesser Ruins« und die Freude an der Prokrastination.
„Many of my novels take place in Germany, Austria and other parts of Europe, so I have a deep connection and love for these places in my geographic imagination!“
Mark Haber
Mark Haber wurde in Washington D.C. geboren und wuchs in Florida auf. Sein Debütroman »Reinhardt’s Garden« (2019) war auf der Longlist für den PEN/Hemingway Award. Sein zweiter Roman, »Saint Sebastian’s Abyss« (2022), wurde von der New York Times als funkelnder Comic-Roman bezeichnet und von der New York Public Library, Literary Hub und Publisher’s Weekly zu einem der besten Bücher des Jahres 2022 gekürt. Marks Erzählungen sind unter anderem in Guernica, Southwest Review und Air/Light erschienen. Sein dritter Roman, »Lesser Ruins«, wird am 8. Oktober 2024 veröffentlicht.
Mark war zehn Jahre Buchhändler und Betriebsleiter im Brazos Bookstore in Houston, Texas. Mit seiner tiefen Hingabe zu Büchern, insbesondere zur internationalen Literatur, hat er unzählige Autoren, Übersetzer und Veranstaltungen mit Begeisterung und Leidenschaft begleitet. In den letzten sieben Jahren war Mark nicht nur Kurator und Gastgeber der monatlichen Brazos-Buchgruppe, sondern auch Juror für den Best Translated Book Award und Juror für das National Endowment for the Arts Translation Grant.
Seminar „Imagination of Place“
Im Rahmen der Samuel Fischer-Gastprofessur unterrichtete Mark Haber ein Seminar mit dem Titel The Imagination of Place. Das Seminar widmete sich der Frage, wie Geographie und Raum die Einbildungskraft prägen kann. In einem literaturgeschichtlichen und -theoretischen Parcours von Cervantes’ Don Quixote bis Joseph Conrads Heart of Darkness dachte die Seminargruppe darüber nach, wie fiktionale Orte in Akten der Imagination konstruiert werden – vom Bezug auf nichtfiktionales Raumwissen bis hin zur konkreten Wortwahl. In kreativen Schreibübungen entwarfen die Studierenden eigene Raumimaginationen und setzen sie ins Verhältnis zu literaturgeschichtlichen Räumen.
Das Seminar von Mark Haber fand ab dem 07.11.2024 immer donnerstags von 10-12 Uhr in englischer Sprache statt.
„Procrastinator’s Paradise“ vom 2. Dezember 2024
Mark Haber & Ilona Hartmann über „The Art of Avoidance“
Unter dem Motto „Procrastinator’s Paradise – The Art of Avoidance“ luden Mark Haber und Ilona Hartmann am 02. Dezember 2024 ein, um über die hohe Kunst des Aufschiebens zu sprechen. Und wo ließe es sich besser übers Zeitverzögern nachdenken als im (wirklich sehr schönen) Café 21gramm, eine ehemalige Aufbahrungshalle und so auch ein Ort des Innehaltens.
Die alten Säulen und warmen Lichter ließen Zuschauer in literarische Wärme eintauchen. Im „Procrastinator’s Paradise“ ist Nichts-Tun und Aufschieben nämlich keine Zeitverschwendung, sondern Kunst. Während des Gesprächs las Mark auch aus seinem zuletzt erschienen Roman »Lesser Ruins«: In einzelnen Passagen gewährte er Einblick in sein neues Buch, das wie ein kraftvoller, endloser Gedankenstrom dahinfließt. Ilona und Mark führten dabei auch Anekdoten zu ihrem eigenen Schreiben an, das immer wieder durch Prokrastination beflügelt wird.
Ilona Hartmann verlieh dem Gespräch mit ihrer scharfsinnigen und humorvollen Art eine große Nachvollziehbarkeit und führt das Publikum durch den rastlosen Roman. Ein schöner Abend zwischen scharfen Beobachtungen, philosophischer Tiefe und einer Portion Selbstironie, die auf ganz eigene Art bewies: Literatur darf alles – auch lustig und leichtfüßig sein, trotz schweren Themen wie Trauer, Ablenkung, Alltag und Rastlosigkeit.
Antrittsvorlesung 14. November 2024
The Language of the Library
Mark Haber versteht die Bibliothek als einen Topos, in dem sich Ideen, Imaginationen und Wissen der Menschheit miteinander verbinden. Zu seiner Antrittsvorlesung am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin führte Mark sein Verständnis und die Kunst und Magie die er dahinter sieht weiter aus. Persönliche Bücherregale zeigen Muster auf und Vorlieben, die Art ob und wie Buchliebhaber*innen ihre Bücher sortieren sagt etwas über sie aus. Und das großartige an jedem Regal: die Autor*innen sprechen miteinander, sie referenzieren zueinander, man kann innerhalb weniger Sekunden in ein anderes Jahrhundert springen. Eine große Hommage an die kleine (oder große) Bibliothek in den eigenen 4 Wänden.